Wann ist eigentlich „JETZT!“?

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Zugegeben: Ich möchte nicht mit mir verheiratet sein. Denn wenn ich mir etwas in den Kopf setze, muss es „JETZT!“ sein. Meistens. Mein Mann kennt das schon und ist trotzdem noch hier. Toll. 🙂

Aber mal im Ernst. Als ich im August 2009 festgestellt habe, dass ich unbedingt einen Hund haben muss, war das hier ein Thema, was wirklich für Unruhe sorgte. Denn meine Familie kennt mich ja nun. Und das „Nein!“ konnte und wollte ich so einfach nicht akzeptieren. Ich wusste einfach – das muss aber jetzt sein. Sofort. Also hab ich mich alleine auf die Suche nach einem Hund gemacht. Erwähnte ich schon, dass wir unseren Fusselkopf auf einer bekannten Kleinanzeigen-Seite fanden? Also nicht natürlich explizit ihn – sondern die Anzeige der Welpen. Wie gesagt, wir hatten unendlich Glück mit der Familie, den Hunden (wir haben heute noch ab und zu Kontakt) und mit Bones.

Nun ja – zurück zum Thema. Heute sind wir natürlich viiiiieeeel schlauer. Und machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Züchter (warum (dieses Mal) noch keinen Hund aus dem Tierschutz ist ein anderes Thema!). Kann ja sooo schwer nicht sein, einen Retriever-Welpen zu finden.

Kurz gesagt: Hat man Zeit, arbeitet nicht oder wenig, nimmt wirklich hunderte von Kilometern in Kauf – am Besten jedes Wochenende und ist es egal, ob Rüde oder Hündin und sowieso muss es ja nicht sofort sein sondern kann auch erst im nächsten Jahr….DANN bekommt man sicherlich seinen Wunschhund. 

Versteht mich nicht falsch.  Ich bin von der Sorte Mensch, der an sein „Bauchgefühl“ glaubt. Der Hund findet Dich. Wenn man einfach das Gefühl hat, jetzt ist die richtige Zeit für einen treuen Wegbegleiter (und nicht: Die Kinder wollen einen Hund!!). Ich gehe einfach mal davon aus, dass meine Leser verantwortungsvolle Menschen sind, was bedeutet: Er muss nicht alleine bleiben, die Familie steht dahinter, Urlaub in Übersee wird sowieso überbewertet,… also dann kann man schon loslegen.

Und damit beginnt dann auch das Dilemma. Wie hoch ist die Frustationsgrenze eigentlich so? Da ja mittlerweile jedem bekannt ist, dass ein Haustier nur bei einem seriösen Züchter gekauft werden sollte, grast man also die einschlägigen Seiten ab. Super – es gibt sogar Züchter in der Nähe…. Also ruft man dort an.

Abgesehen davon, dass man sich vorab schon „halb nackig“ machen muss, kommt dann irgendwann das obligatorische: „Es gibt bereits eine Warteliste. Wir möchten Sie gerne kennenlernen.“ O.k. Gut. Auch das nimmt man in Kauf. Also am Wochenende rein ins Auto, bestenfalls muss man nur ein paar Kilometer fahren, allerdings: ein paar hundert mehr machen dann auch nichts mehr aus (dem Mann sei Dank, er meckert nicht einmal)…

Also ist man irgendwann am Ziel. Klingeln, „Wehe, Du lächelst nicht freundlich!“, Hände schütteln. Und da sind sie dann – die Babys. Spätestens hier ist Frau dann in einer anderen Dimension. Das ist auch normal, denke ich.

Da sitzt ER/SIE dann. Guckt dich an. Du überlegst, bist still. Und auf einmal ist da „dieses Gefühl“…DAS IST MEINER!!

Tja. WEIT gefehlt. Da ja schon eine Liste besteht (oh, das hatte ich ganz verdrängt) muss erst geguckt werden, ob da überhaupt noch ein Hund frei ist (hä? Und das ging jetzt nicht am Telefon?). Und wenn ja – ja, dann werden die Hundebabys erst noch „getestet“. Aussuchen? „Nein…wie kommen Sie denn darauf? Wer welchen Hund erhält, entscheiden wir. Dazu müssen wir Sie natürlich noch viel besser kennenlernen. Und möchten Sie bitten, mindestens einmal die Woche, möglichst noch mehr, bei uns zu sein um sich mit den Welpen zu beschäftigen. Die Bindung ist immens wichig. Ja und dann – wenn alles passt, bekommen Sie den für Sie passenden Welpen im Alter von 10 Wochen. Nicht früher!“ (Und was ist mit der Bindung zu seiner neuen Familie? Die so ab der 8. Woche beginnt? Das komplette und absolute Vertrauen, was in diesen – genau – 2 Wochen geknüpft wird?) Ach so – das macht auch ein Züchter. Aha. Na gut. „Haben Sie ein T-Shirt mit, falls Sie denn einen der Welpen bekomme?“ Hä??

Man verspricht ihnen alles. Man will alles genauso machen, wie es gewünscht wird. Man nimmt alles in Kauf. Aber man sollte auch einfach selbst mal ´ne Nacht drüber schlafen. Finde ICH denn den Züchter gut? Finde ICH gut, wie er mit den Babys umgeht?

Nun ja. Jedenfalls klappt es bei uns dieses Mal nicht mit dem „Ich will. Und zwar JETZT!“. Das ist auch gut so.

Nebenbei bemerkt: Ich verurteile zutiefst den fiesen Welpenhandel und die „Billigwelpen“. Auch wenn es „schnell“ geht: Kauft bitte, bitte niemals nie so einen Hund! Lasst euch immer, IMMER die Mutter zeigen. Geht unangemeldet hin! Und guckt HINTER die Kulissen!!

Ich glaube auch, dass viele Familien einfach „Jetzt!“ (natürlich nicht unüberlegt!) einen Hund möchten, sich darauf freuen und dann ein bisschen „abgewatscht“ werden von den Züchtern. Ich möchte niemanden verurteilen und eigentlich „weiß“ man ja auch, dass man warten muss. Ich kann ein wenig die Züchter verstehen – ein klitzekleines bisschen (ein Grund, warum wir nicht züchten ist übrigens der, das ich die Hundebabys niemandem anvertrauen würde). Muss es aber wirklich so sein?

Manchmal entsteht aus dem „JETZT!“ eben auch eine Freundschaft für`s Leben, weil eben alle auf Ihr Bauchgefühl gehört haben…

 

Ach ja – ich bin, wie alle wissen, absolut kein „Hundeprofi“. Da gibt es genug andere Leute. Und es ist sicherlich richtig, dass  die Welt leider nicht so rosa ist, wie ich sie gerne hätte. Aber ich glaube nun einmal an das Gute im Menschen. Und dies sind meine – unsere – Erfahrungen der letzten Wochen und meine Gedanken im Kopf. Mehr nicht 🙂

Abschied

Er war noch nicht alt. Und er war wunderschön.

 

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7,5 Jahre sind für einen Golden-Retriever kein Alter. Als Baby hatte er alles, was ein Hund kriegen kann. Angefangen mit Flöhen, über einen ganz fiesen Biss von einem anderen Hund. Und immer – IMMER – ist er derjenige gewesen, der in die Erdlöcher getreten ist. Und war dann sofort kaputt. Aber er hatte 1a Hüften. Keine Spur von ED, HD, Verschleißerscheinungen. Alles super.

Bis er anfing zu lahmen. Gut – kannten wir. Die gleiche Geschichte wie immer: Tierarzt, Tierklinik, Schmerztabletten. Er übergab sich – wir setzten die Schmerztabletten wieder ab. Kannten wir auch schon. Was wir nicht kannten war das Fieber. Also wieder Tierarzt. Fieber stieg. Wir sind dann sehr spät noch in den Notdienst der Tierklinik Norderstedt gefahren  (an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön). Er wurde komplett auf den Kopf gestellt – die Diagnose: Akute lymphatische Leukämie.

„Ihr Hund liegt im Sterben!“ – ein Satz, den niemand hören will. „Ich würde Ihnen nicht empfehlen, ihn wieder nach Hause zu bringen. Er wird diese Nacht nicht überleben!“  Wenn ich das hier so schreibe, summt es irgendwie immer noch in meinem Kopf.

Wir waren doch wegen seiner Lahmheit hier! Und wegen seiner Übelkeit!

Es gab kein Zurück. Er war wirklich sterbenskrank. Und soo unglaublich tapfer. Wir haben absolut nichts geahnt. Hätten wir früher etwas tun können? Nein. Blut untersuchen? Das war doch bisher immer in Ordnung. Er ging regelmässig zum Check-Up.

Also liessen wir ihn gehen. Unser Baby. Unser Boni. Immer unvergessen. Niemals ersetzbar. Der Seelenhund (was habe ich mich immer gegen das Wort gesträubt!!). Die Wohnung leer. Die Gedanken leer. Was jetzt? Ich wollte niemals wieder so etwas erleben. Er fehlt uns – immer noch. An jeder Ecke, jede Minute.

Nach einer ganzen Woche (!) beschlossen wir – so geht das nicht weiter. Es wird einen neuen Freund geben. Kein Ersatz. Kein „Vergleichshund“ – ein neuer bester Kumpel. Daher wird mein neuer Beitrag demnächst davon handeln, wie man (oder wir) „auf den Hund kommt“.